Pressemeldung: Erdstall in Tragwein entdeckt

Die hier wiedergegebene Pressemeldung zur Endeckung des Erdstalls in Tragwein ist erstmals am 30. Mai 2008 an die Medien verschickt worden.

Mittelalterlicher Geheimgang in Tragwein entdeckt

Tragwein – Durch Zufall hat eine Hausbesitzerin unter dem Gemüsegarten vor ihrem Haus in Tragwein einen unterirdischen Gang aus dem Mittelalter entdeckt. Weil sich im Garten ein Loch gebildet hat, in das immer mehr Erde abgesackt ist, hat sie schließlich begonnen nachzugraben. Von Experten wurde der Gang nun gänzlich freigelegt. Zum Vorschein gekommen ist ein Geheimgang aus dem Mittelalter. Die Forscher sind auf eine kleine Kammer gestoßen, in der sich herausgearbeitete Sitzbänke für 2 Personen finden. Ein 60 Zentimeter breiter Gang, der nur kriechend passiert werden kann, verbindet die Kammer mit einem weiteren Gang. Dieser ist nach wenigen Metern mit Erdreich verfüllt. Von Archäologen werden solche Anlagen als Erdställe bezeichnet. Der Erdstall-Experte Josef Weichenberger hat gemeinsam mit Kollegen von Landesmuseum und Bundesdenkmalamt den unterirdischen Gang inspiziert.
 

„Dieser Erdstall ist zwischen 800 und 900 Jahre alt und wurde vermutlich angelegt, als Tragwein im Mittelalter besiedelt worden ist,“ sagt Weichenberger. Der Zweck der unterirdischen Gänge ist nicht gänzlich geklärt. „Vermutlich haben Erdställe im Mittelalter als Zufluchtsanlagen gedient.“ erklärt der Forscher, „Bei Überfällen von Räuberbanden konnten sich Frauen und Kinder – wie vom Erdboden verschluckt – in einem solchen Erdstall verstecken.“

Auf dem Gemeindegebiet von Tragwein sind noch drei weitere Erdställe bekannt. Zugänglich ist aber nur noch einer. Der neu entdeckte unterirdische Gang in Tragwein ist vermutlich schon vor 500 Jahrhundert zugeschüttet worden. Bei der Grabung haben die Experten Keramikscherben aus dem 16. Jahrhundert gefunden. Um weitere Teile der unterirdischen Anlage freizulegen, werden die Grabungsarbeiten fortgesetzt.




Rückfragehinweis:
Kons. Josef Weichenberger
Erdstallexperte
OÖ Landesarchiv
Mob.: 0699/11 49 41 63
Tel.: 0732/77 20 – 14603
josef.weichenberger@ooe.gv.at