DER ERDSTALL, Heft 9, Roding 1983

Der Erdstall“ ist die Jahresschrift des Arbeitskreis für Erdstallforschung. Sie erscheint seit dem Jahr 1975 und enthält Fachartikel zu künstlichen Höhlen und informiert über aktuelle Forschungsergebnisse.

Diese Seite bietet eine Übersicht und kurze Zusammenfassung der Inhalte.

Ausgaben von DER ERDSTALL können beim Arbeitskreis für Erdstallforschung bestellt werden (einige ältere Hefte sind bereits vergriffen).

Inhaltsverzeichnis

Günther Löhndort: Gedanken über Erdställe – nicht nur eine Bestandsaufnahme.
S. 4–37

Hans Falkenberg: Der Wiesinger Erdstall in Tollet – Dokumentation einer zerstörten Anlage. S. 38–58

Alois Stockner: Der Erdstall beim „Liasen“ in Lanzenberg, Gemeinde Reischach. Lkr. Altötting/Obby. S. 59–67

K. Schmotz: Erdstall in Schwanenreit. Gde. Schöllnach, Lkr. Deggendorf/Nby. S. 68–70

Karl Schwarzfischer: Entdeckung eines Erdstalls beim Neubau der Kreisstraße Gratenkirchen-Löwendorf, Lkr. Cham.
S. 71–75

Karl Schwarzfischer: Dokumente aus den Jahren 1449 und 1580 für Erdställe in Österreich. S. 76–81

Pierre Saumande: Souterrains amenages im Limousin (Frankreich). S. 82–90

Regine Glatthaar, Jochen Götz, Heike Möller: Ein bemerkenswerter Erdstall in Böhmersried, Gde. Kollnburg, Lkr. Regen/Nby. S. 91–100

Resi Schwarzfischer: Kurzberichte und Informationen. S. 101–109

Dorothée Kleinmann: Das Symposium der franz. Gesellschaft zur Erforschung der Souterrains in Auneau (Frankreich).
S. 110–115

Henriette Niedermair: Verzeichnis der Erdställe in Oberbayern nach dem Stand vom 1.5.1982. S. 116–124

Schrifttum/Rezension

Hans Falkenberg: Die Erdställe – Zwischenbilanz einer rätselhaften Unterwelt in Oberösterreich. S. 125–126

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Exzerpte von Heike Gems-Müller

Erdstall-Inventarisierung

S. 116–124: Von H. Niedermair erstelltes Verzeichnis der Erdställe in Oberbayern. Dabei wurden neben dokumentierten Erdställen bzw. erdstallähnlichen Anlagen auch in der Literatur enthaltene Hinweise, mündliche Berichte und Sagen zu unterirdischen Gängen erfasst.

Erdställe

S. 4–30: Nach der Befahrung von zehn Erdstallanlagen beschrieb G. Löhndorf die für ihn auffallendsten Merkmale: Beim Erdstall Rabmühle wies er auf die vergleichsweise hohen Gänge hin. In Eidengrub, Aumbach und Untervierau vermerkte er den Umstand, dass sich anhand von Spuren an den Wänden schwankende Wasserstände ablesen ließen (Fotos von Wasserstandslinien S. 9 u. 11). Im Erdstall Döfering hielt er die verzweigte Gangführung, die zahlreichen Trockenmauern und einen außergewöhnlich hohen Vertikalschlupf für bemerkenswert. In Altnußberg beeindruckte ihn v. a. die Schlusskammer. Beim Erdstall in Böhmersried hob er die an drei Stellen vorhandenen Sandaufschüttungen, die besondere Enge und einen Gangabschnitt mit zahlreichen in geringem Abstand aufeinanderfolgenden Lichtnischen hervor. In Trebersdorf beeindruckten ihn die sehr engen Schlupfe. Beim Besuch in Hochbrunn äußerte er seine Bewunderung für die Arbeitsleistung derjenigen, die den Erdstall nach seiner Entdeckung vom Füllmaterial befreit hatte. Im Erdstall von Schloss Egg interessierten ihn besonders die in die Wände eingeritzten Jahreszahlen aus dem 16. Jahrhundert.
Seine Beschreibungen hat der Autor mit zahlreichen, während der Befahrungen gemachten Fotos sowie Grundriss- und Querschnittsskizzen der besichtigten Erdstallanlagen (den entsprechenden Beiträgen der Zeitschrift DER ERDSTALL entnommen) illustriert.

S. 38–57: Tollet / Bezirk Grieskirchen, Oberösterreich (nach Beschreibung von H. Höftberger, zitiert von H. Falkenberg): Der auch als „Wiesinger“ bezeichnete Erdstall, benannt nach dem Eigentümer des Grundstücks, auf dem er sich befand, wurde 1981 beim Schlierabbau wiederentdeckt und zerstört. Ältere Anwohner wussten bereits von dort befindlichen Stollen, nachdem diese mehrfach (1912, 1932 und 1933) eingebrochen bzw. angeschnitten worden waren. Die vor der Zerstörung untersuchten, auf drei Ebenen gelegenen Teile der verzweigten Anlage bestanden aus insgesamt fünf, im Spitzbogen ausgeführten Gängen und einer imposanten Schlusskammer. Der erste Gang wies eine fast rechtwinkelige Krümmung und an seinem Ende eine senkrechte Schlupfröhre auf, die rund 1,60 m abwärts in die unterste Erdstallebene führte. Alle folgenden Gänge verliefen geradlinig, aber jeder von ihnen zweigte annähernd im rechten Winkel vom vorhergehenden Gang ab. Die beiden ersten Gänge besaßen jeweils zwei einander gegenüberliegende, spitzbogenförmige Nischen mit Bänken. Vom dritten in den vierten Gang gelangt man über einen senkrecht nach oben führenden Schlupf. Am Ende des nördlichen Abschnitts des fünften Gangs, der mit 0,70 m Höhe und Breite deutlich enger war als der 1,50 m hohe und 0,90 m breite südliche Gangabschnitt, befand sich ein dritter Vertikalschlupf mit Trittstufen, durch den man die höher gelegene Schlusskammer erreichte. Diese Kammer war in ihrer Formgebung außergewöhnlich: Im Kreis um einen aus dem Schliergestein herausgearbeiteten, runden Pfeiler von 3 bis 4 m Durchmesser mit umlaufender Schlierbank verlief ein etwa 1,70 m bis 1,95 m hoher Gang.
Da das nördliche Ende des zweiten und das südliche Ende des fünften Gangs in großer räumlicher Nähe zueinander lagen und verschüttet waren, kam die Vermutung auf, dass sich zwischen den beiden Gangenden ein senkrechter Schacht, ein sog. Bauhilfsschacht, befunden haben könnte. Eine Grabung zeigte, dass der Boden in diesem Bereich tatsächlich aufgelockert war. Mit Lageplan, Grundriss, Querschnitt, Lageskizze im Geländeprofil und Fotos.

S. 82f.: Balangeas (Dournazac) / Département Haute-Vienne, Frankreich (nach Beschreibung von P. Saumande): Der den Bewohnern der Gegend seit Langem bekannte Erdstall (frz. Souterrain) bestand aus einem dreifach fast rechtwinkelig abknickenden Gang, an dessen Ende sich eine 5,5 m lange, in der Mitte verengte Kammer befand. Kurz vor und hinter der dritten Richtungsänderung des Gangs gab es zwei Horizontalschlupfe, durch die man in zwei runde Kammern mit einem Durchmesser von 1,10 bzw. 1,20 m gelangte. In der den Schlupfen gegenüberliegenden Gangwand sowie in beiden Kammern waren kleine Vertiefungen (Lichtnischen?) angebracht. Mit Grundriss.

S. 85: Chanteloube (Châlus) / Département Haute-Vienne, Frankreich (nach Beschreibung von P. Saumande): Am südlichen Ende der Anlage befanden sich zwei kleine, durch einen Schlupf verbundene, runde Kammern, von denen die eine mit einer halbkreisförmigen Aushöhlung versehen war. Ausgehend von den Kammern führte ein zunächst stark gekrümmter, dann gerade verlaufender Gang mit einer Länge von 8,70 m nach Norden. In seiner Westwand war auf halber Strecke eine senkrechte Rille und in den Wänden an seinem nördlichen Ende waren vier kleine Eintiefungen (Lichtnischen?) zu erkennen. An den Gang schloss sich eine 5,5 m lange Kammer an, aus welcher auf der gegenüberliegenden Seite ein weiterer Gang herausführte, der nach 1,50 m an einer Einbruchstelle endete. Die gesamte Anlage wies nach Norden hin ein starkes Gefälle auf. Mit Grundriss.

S. 86: Châlus / Département Haute-Vienne, Frankreich (nach Beschreibung von P. Saumande): Im Erdstall/Souterrain gab es einen 0,60 m breiten und 1,20 m hohen, drei Richtungsänderungen aufweisenden Gang, der an seiner Westwand mit vier kleinen, „einer viertelten Kugel“ gleichenden Aushöhlungen (Lichtnischen?) und einer größeren Nische versehen war. Während im Süden ein Schutthaufen das weitere Vordringen verhinderte, befand sich am nördlichen Ende des Gangs eine 4,5 m lange, 2 m breite und 1,40 m hohe Kammer, die mit einer großen Nische und drei vertikal verlaufenden Röhren ausgestattet war. Ein weiterer, knapp 1 m langer Gang (Schlupfröhre?) zweigte von der Ostseite des Hauptgangs ab und führte in eine runde Kammer. Mit Grundriss.

S. 87f. Lac (Châlus) / Département Haute-Vienne, Frankreich (nach Beschreibung von P. Saumande): Der erhaltene Teil einer bei Bauarbeiten entdeckten und teilweise zerstörten Anlage bestand aus einem langgestreckten Raum mit einer Absenkung des Bodenniveaus in seiner Mitte und einer geräumigen Aushöhlung in seiner Nordwand, von welchem zwei in ihrem Verlauf verschüttete Gänge abzweigten, sowie einer annähernd runden Kammer, die durch einen Horizontalschlupf und eine Schlupfröhre mit der übrigen Anlage verbunden war. Mit Grundriss.

S. 91–97: Böhmersried (Kollnburg) / Lkr. Regen, Niederbayern (nach Beschreibung von R. Glatthaar, J. Götz und H. Möller): Der seit Langem bekannte, zwischenzeitlich in Vergessenheit geratene und 1970 bei Bauarbeiten wiederentdeckte Erdstall lässt sich in vier, durch drei Schlupfe getrennte Gangabschnitte unterteilen, die allesamt weitgehend in westöstlicher Richtung verlaufen. Durch einen vom Eigentümer gebauten Einstieg am westlichen Ende der Erdstallanlage gelangte man in den ersten Gangabschnitt, an dessen südlicher Seite eine 96 cm breite und 90 cm hohe Seitenkammer abzweigte. Hinter dem ersten Schlupf, der in den zweiten Erdstallabschnitt führte, befand sich eine 50 cm tiefe Steilstufe und eine kleine Raumerweiterung. Im ersten Drittel des zweiten Abschnitts war eine ca. 50 cm mächtige Sedimentanhäufung zu überwinden, die – da Verbruchspuren fehlten – nur von außen eingebracht worden sein konnte. Im Bereich der Anhäufung gab es an der Nordseite des Gangs eine Vertiefung, bei der sich nicht eindeutig erkennen ließ, ob es sich um eine Nische oder einen verfüllten Seitengang handelte. Durch einen weiteren Schlupf erreichte man den dritten Abschnitt, in dessen Mitte sich eine ähnliche Aufschüttung wie im zweiten befand. Der nach dem dritten Schlupf beginnende vierte Abschnitt wies an seiner nördlichen Seite eine mit einer Steinplatte verschlossene Abzweigung auf. Eine weitere Aufschüttung machte es unmöglich, bis zum Ende des Gangs vorzudringen. Die gesamte Anlage war mit einer großen Zahl (gezählt: 57) Lichtnischen versehen. Mit Lageplan, Grundriss, Querschnitt und Fotos.

Erdstallähnliche Anlagen / Mögliche Erdstallfragmente

S. 59–67: Lanzenberg (Reischach) / Lkr. Altötting, Oberbayern (nach Beschreibung von A. Stockner): 1981 wurde bei einem Hausneubau 3,5 bis 4 m unter der ursprünglichen Geländeoberfläche ein in standfestem Sand- bzw. Lehmboden angelegter, etwa 60 cm breiter Stollen mit spitzbogenförmigem Querschnitt angeschnitten, in dem sich stellenweise Einschwemmschichten aus Sand abgelagert hatten. Er führte von einer kleinen (1,50 x 0,90 x 1,03 m) Kammer mit „Einstiegsstufe“ zu einer 4,25 m entfernten, höher gelegenen zweiten Kammer von ähnlicher Größe, in deren östlicher Wand nicht entzifferbare Zeichen eingeritzt waren. Mit Lageplan, Grundriss, Querschnitten, Zeichnungen und Fotos.

S. 68–70: Schwanenreit (Schöllnach) / Lkr. Deggendorf, Niederbayern (nach Beschreibung von K. Schmotz): Bei Bauarbeiten wurde rund 2,70 m unter der Erdoberfläche ein in Flinz gegrabener, nach Aussage des Grundbesitzer etwa 8 m langer Gang angeschnitten und dabei teilweise zerstört. Die Länge des noch erhaltenen, rund 60 cm breiten und 85 cm hohen Gangabschnitts betrug 3,40 m. Er wies einen spitzbogigen Querschnitt auf. Mit Lageplan.

S. 71–75: Grafenkirchen (Pemfling) / Lkr. Cham, Oberpfalz (nach Beschreibung von K. Schwarzfischer): Beim Bau der Kreisstraße von Grafenkirchen nach Löwendorf wurden 1982 auf freiem Gelände in grusig-lehmigem Boden unterirdische Gänge mit rundbogigem Profil angeschnitten und teilweise zerstört. Das verbliebene Fragment der Anlage bestand aus einem 4 m langen, 1 m breiten und 1,20 m hohen Gang, von welchem ein 1,90 m langer, 0,80 m breiter und 1 m hoher, mit zwei Lichtnischen ausgestatteter Gang rechtwinkelig abzweigte und zu einem senkrechten Schlupf mit einem Durchmesser von 39 cm führte. Feuchtigkeitsmarken an den Wänden deuteten auf zeitweise vorkommende Überschwemmungen hin. Mit Lageplan, Grundriss und Fotos. Siehe auch DER ERDSTALL 10, S. 86.

S. 84: Bramefort (Champsac) / Département Haute-Vienne, Frankreich (nach Beschreibung von P. Saumande): Durch die Einsturzstelle auf einem Feld gelangte man in eine teilweise von Erde und Geröll gefüllte Kammer mit ovalem Grundriss, an deren Nordwand ein rund 1 m langer Gang abzweigte, der im rechten Winkel auf ein kurzes Gangfragment traf. Mit Grundriss und Querschnitt.

S. 89: Masdeloup (Dournazac) / Département Haute-Vienne, Frankreich (nach Beschreibung von P. Saumande): Die schlecht erhaltene Anlage bestand aus zwei, durch eine Engstelle verbundene Kammern, einer kleinen runden sowie einer deutlich größeren Kammer, welche eine beinahe würfelförmige Nische und eine Gangabzweigung aufwies. Mit Grundriss.

Funde

S. 48–51: Tollet / Bezirk Grieskirchen, Oberösterreich (H. Falkenberg): In der runden Schlusskammer befanden sich Aschereste und Holzkohlenstücke. Beim zweiten Vertikalschlupf lagen zwei Bruchstücke eines zur Abdeckung der Schlupföffnung geeigneten Mahlsteins. Außerdem hatte der Eigentümer F. Wiesinger v. a. in den Bereichen der Erdstallanlage, die vor der Zerstörung nicht vermessen werden konnten, zahlreiche Keramikscherben zusammengetragen. Mehrere Bruchstücke ließen sich zu einem unvollständigen Gefäß mit Hafnerzeichen sowie zum Tüllenteil eines weiteren Gefäßes (Bügelkanne?) kombinieren. Beide Gefäße waren ebenso wie ein zum Großteil erhaltenes schüsselartiges Gefäß, das sich ins 14. Jahrhundert datieren ließ, mit einem umlaufenden, durch einen rechteckigen Stempel erzeugtes Prägedekor verziert. Mit Fotos.

S. 59, 67: Lanzenberg (Reischach) / Lkr. Altötting, Oberbayern (A. Stockner): Auf der Sohle des Stollens lagen „mehrere Arten von derben, rauen, zum Teil auch glasierten Scherben, Knochen von Geflügel, gespaltene Kieselsteine, kleine Eisen- und Holzkohleteilchen sowie das Skelett eines Mauskopfes und ein Teil eines kleinen kunstvoll bearbeiteten Knochenringleins.“ Die Funde wurden vom Bayer. Landesamt für Denkmalpflege auf das 14. bis 15. Jahrhundert datiert.

Im eingeschwemmten Sediment wurde zudem ein nach 1500 entstandener, gelb- und grünglasierter Scherben eines Keramikkruges gefunden. Ein Foto der Funde S. 67.

S. 97f.: Böhmersried (Kollnburg) / Lkr. Regen, Niederbayern (R. Glatthaar, J. Götz und H. Möller): Im zweiten Erdstallabschnitt wurden einige Tonscherben entdeckt. Im vierten Abschnitt fand man deformierte Knochen eines neuzeitlichen Huhns und in einer Lichtnische ein ausgetrocknetes Hühnerei.

Deutung der Erdstallzweckbestimmung

S. 31–34: Nach der Befahrung von zehn Erdstallanlagen stellt der Autor G. Löhndorf Überlegungen zu verschiedenen Deutungsversuchen an.

Gegen profane Zweckbestimmungen bringt er folgende Einwände vor:

  • Wohnstätten oder Vorratslager: Schwankende Wasserspiegel sowie die Enge der Gänge und hierfür zu kleine Schlusskammern.
  • Zisternen: Lage von Schlusskammern über dem Grundwasserspiegel.
  • Fluchtstollen: Fehlen eines zweiten Ausgangs.
  • Verstecke: Kein ausreichender Platz für eine Großfamilie samt Gesinde, jedoch als Versteck für bestimmte Einzelpersonen zu aufwendig gebaut; aufgrund der geringen Raumhöhe für längeren Aufenthalt ungeeignet; Gefährdung versteckter Personen durch Feuer.

Eine sakrale Funktion erschien ihm wahrscheinlicher, v. a. angesichts der sorgfältigen, materialreichen Verfüllung aufgelassener Erdställe („eine Absperrtrockenmauer am Eingang hätte genügt“).  

S. 43: Der Erdstall im oberösterreichischen Tollet (Bezirk Grieskirchen) erinnerte H. Höftberger, als er ihn untersucht hat, „an die Katakomben […], die man in Rom oder Salzburg bestaunen mag“. Daher äußerte er die Annahme: „Die Motivation, die zur Errichtung des Stollensystems führte, war wahrscheinlich die gleiche wie bei den Katakomben – das Leben vor der Verfolgung zu retten.“ (Zitiert nach H. Falkenberg.)

Historischer Kontext

K. Schwarzfischer stellt eine auf das 15. und eine auf das 16. Jahrhundert zurückgehende Schriftquelle aus Niederösterreich zum Erdstallbegriff vor:
S. 76f.: Bei der ältesten bekannten Erwähnung des Begriffs „Erdstall“ handelt es sich um Flurnamen im „Großen Urbar Wallseer Herrschaften“ aus dem Jahr 1449. Laut Urbartext liegen die Ackerflächen einiger Bauern bei Asparn an der Zaya auf einem Gelände, das die Bezeichnung „auf den Erdställen“ trägt. In einer 1577 abgefassten Ergänzung des Urbars von 1449 findet diese Flurbezeichnung nochmals Verwendung.
S. 78–80: Das „Beschaubuch“ der Stadt Langenlois für den Zeitraum 1548 bis 1586 enthält Angaben zu einem Nachbarschaftsstreit um einen Erdstall, der sich über zwei unmittelbar aneinander grenzende Häuser erstreckte. Demzufolge wurde nach einer amtlichen Beschau im Jahr 1580 gerichtlich entschieden, dass die beiden Hauseigentümer die Erdstallanlage an ihrer Grundstücksgrenze absperren und vermauern sollen.

Karten

S. 121: Erdställe in Oberbayern (H. Niedermair).

S. 90: Verteilung der Souterrains im Département Haute-Vienne, Frankreich (P. Saumande).