Kurzbericht: Erdstall Steinerberg

Kurzbericht
Untersuchung (9.8.2012, 13 bis 20 Uhr) des bei Bauarbeiten aufgedeckten Erdstalls in Steinerberg 8 (vulgo Thurnbauer) in Altenfelden, Bezirk Rohrbach, OÖ

Beim Haus Steinerberg Nr. 8 in Altenfelden wird die öffentliche Straße vor dem Bauernhof umgelegt. Bei diesen Erdbewegungen stieß der Bagger in 1,4 m Tiefe auf einen Hohlraum. Die Aufdeckung dieses Erdstalls meldete der Lebensgefährte der Bäuerin an das Gemeindeamt und an die Bezirkshauptmannschaft Rohrbach. Der Jurist der BH Rohrbach, Herr HR Dr. Petz, gab die Fundmeldung an die Naturschutzabteilung (Hr. Mag. Haslinger) des Amtes der OÖ Landesregierung weiter. Dieser verständigte Herrn Ing. Wimmer, den ehemaligen Obmann des Landesvereins für Höhlenkunde in OÖ, der den Kontakt mit den Erdstall-Spezialisten Josef Weichenberger und Erhard Fritsch herstellte. Weichenberger gab die Fundmeldung an Herrn Mag. Gruber, den Archäologen des Bundesdenkmalamtes, weiter.

Bei der Untersuchung des aufgedeckten Objektes zeigte sich ein insgesamt 7 m langer unterirdischer Gang. Von der Einbruchsstelle aus erreicht man eine kleine Kammer (1,9 m lang, 1,0 m breit, 1,2 m hoch), in die im südlichen Teil ein Schuttkegel eindringt. Richtung West zweigt in 60 cm Höhe eine waagrechte Schlupfröhre ab, die 80 cm lang, 50 cm breit und 45 cm hoch ist. Das Durchschlupfen durch diese Röhre erfordert hohe Gelenkigkeit, weil der Gangboden dahinter 80 cm tiefer liegt. Der anschließende Gangabschnitt ist 4,5 m lang und winkelig angelegt. Er fährt sehr labiles Bodenmaterial an. Der Gang verläuft zum Teil im Flins (verwittertem Granit) und trifft auch auf massiven Fels. Diese labile geologische Situation dürfte auch schon dem Errichter des Erdstalls größte Problem gemacht haben, wie die Ausbrüche an Decke und Wänden zeigen. Das Gangende bildet eine Trockenmauer.

An zwei Stellen wurde (aus Sicherheitsgründen) mittels Bagger ein Suchschnitt angelegt, nämlich hinter dem Versturzkegel der Einstiegskammer und hinter der Trockenmauer. Beim Versturzkegel zeigte sich, das dahinter keine Gangfortsetzung vorhanden ist, sondern massiver Fels. Auch hinter der Trockenmauer endet der unterirdische Gang am hier anstehenden massiven Fels.

Soweit sich dies aus dem Gesamtbefund beurteilen lässt, haben wir einen in der Bauphase aufgegebenen Erdstall vor uns. Der Errichter des unterirdischen Ganges stieß bei seinen Vortriebsarbeiten auf labiles Bodenmaterial, einem bröseligen nicht standfesten Flins, und andererseits auf massiven Fels. Er versuchte in verschiedene Richtungen den Gang vorzutreiben, stieß aber immer wieder auf diese statisch schwierige Situation, wonach er den weiteren Vortrieb einstellte. Wir haben hier also einen unfertigen Erdstall vor uns – er dokumentiert quasi einen hochmittelalterlichen Baustopp.

Der Erdstall kann wegen seiner Lage genau auf der Trasse der neu zu errichtenden Straße und seinem schlechten statischem Zustand (akute Einsturzgefahr!) nicht erhalten werden.

Der Erdstall wurde von Erhard Fritsch und Josef Weichenberger vermessen und fotografiert. Diese Dokumentation geht nach Fertigstellung an die Hofbesitzerin, Frau Elisabeth Hartl und an das Bundesdenkmalamt.

Josef Weichenberger
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