Archäologische Erdstall-Grabung in Sierning

Vom Montag, 13. April bis zum Mittwoch, 15. April wurde unter der Leitung von Dr. Stefan Traxler, Archäologe am OÖ Landesmuseum, eine Grabung in einem Erdstall von Sierning in Oberösterreich durchgeführt. Der Erdstall (Gesamtlänge 22,75 Meter) wurde vom Einfüll-Material befreit, das sich über die Jahrhundert angesammelt hat. Das ursprüngliche Bodenniveau des Erdstalls konnte bis auf einen kleinen Rest wieder freigelegt werden.
Die Mächtigkeit der abgelagerten Sedimente lag zwischen 2 cm und 32 cm. Durch die Grabung konnte ein Bauhilfsschacht im Erdstall verifiziert werden. Im gesamten Einfüllmaterial wurde Holzkohle festgestellt, die wahrscheinlich von Kienspänen stammt. Die Holzkohle wird einer C14 Datierung zugeführt. Vereinzelt wurden auch Knochen sowie Keramikbruchstücke einer stark graphitierten Töpferware gefunden.

Foto: Peter Forster, Arbeitskreis für Erdstallforschung
Foto: Peter Forster, Arbeitskreis für Erdstallforschung

Die Grabung
Die Freilegung erfolgte mit Genehmigung und im Beisein des Grundstückeigentümers Mag. Philipp Landerl. Die archäologische Grabung im Erdstall wurde als Projekt des Landesvereins für Höhlenkunde in Oberösterreich (Projektleitung: Konsulent Josef Weichenberger und Erhard Fritsch) und des OÖ. Landesmuseums, Abteilung Römerzeit, Mittelalter- und Neuzeitarchäologie (Grabungsleitung: Dr. Stefan Traxler) durchgeführt. Die sieben Grabungsteilnehmer vom bayrischen Arbeitskreis für Erdstallforschung, dem Landesverein für Höhlenkunde in OÖ und OÖ Landesmuseum konnten den Erdstall an insgesamt drei Arbeitstagen freilegen.

Foto: Peter Forster
Foto: Peter Forster, Arbeitskreis für Erdstallforschung

Der Erdstall
Der Erdstall liegt unter dem markanten Vierkanthof „Bauernhub“ in Sierning, der sich urkundlich bis 1310 zurückverfolgen lässt. Der Einstieg zum Erdstall befindet sich im Keller, der genau unter der Küche liegt. Der Erdstall ist über zwei Etagen angelegt.
Vom jetzigen Einstieg gelangt man in einen nach Osten gerichteten Gang, der links eine Abzweigung aufweist, aus der ein Schuttkegel hervorquillt. Diese verfüllte Abzweigung, hinter der sich wahrscheinlich der ursprüngliche Einstieg verbirgt, führt genau unter den Keller-Stiegenabgang, der über der Tür ein Datum von 1840 aufweist. Dies deutet darauf hin, dass bei der Errichtung der Kellerstiege 1840 der alte Erdstall-Einstieg verfüllt wurde.
Eine senkrechte Schlupfröhre (Durchmesser 45 cm) führt in die tiefere Etage, einen 6 m langen und 1,3 m breiten Gang. In dessen südlichem Abschnitt führt ein waagrechter Schlupf in eine 1,6 mal 1,4 m große Kammer. Ein weiterer enger Schlupf bildet den Zustieg zur kleinen Schlusskammer. Die Gänge sind durchschnittlich 0,85 bis 1,2 m hoch.
Ein Bauhilfsschacht war genau zwischen der Schlusskammer, der Kammer davor und dem „langen Gang“ positioniert worden. Er erschloss zentral diese drei Abschnitte.

Im Rahmen der Sendung „Oberösterreich Heute“ wurde über die Erdstall-Grabung berichtet. Der Beitrag steht noch bis Mittwoch 22. April in der tvthek des ORF zur Verfügung: Tvthek