Erdstall Schardenberg

Im Juli 2010 hebt ein Bagger bei einem Bauernhaus in Schardenberg eine Grube für einen Kellerzubau aus und schneidet dabei einen unterirdischen Hohlraum an. Die herbeigerufenen Forscher vom Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterreich stellen fest, dass es sich um einen von Menschenhand geschaffenen unterirdischen Gang handelt, der von Archäologen als „Erdstall“ bezeichnet wird.  Dieser Erdstall wird im Juli 2010 vom Landesverein für Höhlenkunde dokumentiert und vermessen.

Vom ursprünglichen in Gneis gehauenen Gangsystem sind noch 14 Meter erhalten. Von einer kleinen Kammer führen drei Fortsetzungen in unterschiedliche Richtungen weg. Ungewöhnlich sind zwei sehr enge Schlupfröhren mit einem Durchmesser von nur 40 Zentimetern und einer Länge von 70 und 100 cm. Diese hautengen Schlupfe führen leicht schräg ansteigend von der Kammer in einen Kriechgang.

 

Bei den Arbeiten zur Freilegung des Gangsystems fand sich auch Keramik aus dem Mittelalter, insbesondere Gefäßfragmente aus dem 13. bis 15. Jahrhundert. Über dem Gangboden zeigte sich eine ausgeprägte Brandschicht aus Holzkohle, die in Verbindung mit den Funden darauf hindeutet, dass um 1500 ein Gebäude darüber abgebrannt ist und dann ein Teil des Brandschutts in den Erdstall verfrachtet wurde. Somit war der Erdstall nicht mehr zugänglich. Der nördliche Abschnitt ist gut erhalten, der südliche Teil ist heute einsturzgefährdet.

Auf Initiative des Besitzers und mit Unterstützung der Gemeinde Schardenberg konnte ein gesicherter Einstieg hergestellt und der Erdstall auf diese Weise erhalten werden. Der Erdstall befindet sich in Privatbesitz und kann nur zu Forschungszwecken besichtigt werden.

Im wenige Kilometer entfernten Münzkirchen findet sich unter dem Gasthaus Wösner ein öffentlich zugänglicher 25,3 m langer Erdstall, der besichtigt werden kann.